Helenesee Triathlon 23.6.2019

von Susi Bettge

Beim Spreewald-Triathlon musste ich wegen schlimmer Kopfschmerzen passen, deshalb habe ich mich gerne Sonja angeschlossen, die sich den Helenesee-Triathlon eine Woche danach ausgesucht hatte. Für mich war das sicher eine gute Entscheidung, weil es hier nur Sprint und Olympische Distanz zur Auswahl gab und die Wettervorhersage weit gemäßigter war als am Spreewald-Samstag. Die Anreise erfolgte diesmal klimaschonend mit der Regionalbahn. Aufgrund des ferienbedingt ausgedünnten Fahrplans kamen wir schon über drei Stunden vor dem Start an und konnten den Rad- und Laufpart des Sprints noch verfolgen, den René Landgraf vom TuS Neukölln souverän für sich entscheiden konnte. Im gemütlich eingerichteten und schattigen Nachzielbereich gab er uns bereitwillig Auskunft über die Streckenbeschaffenheit. Leider hat niemand von uns ein paar Fotos gemacht, so dass ihr euch mit der "Bleiwüste" meiner Erlebnisse begnügen müsst.

Mit der Zeit trafen auch Domenics Staffelpartner Lukas und Jonas (heute mal Gaststarter für Sisu) sowie Maxim als weiterer Sisu-Solostarter am beeindruckend langen Sandstrand des Helenesees ein. Langsam leerte sich die Wechselzone vom Sprint und wir konnten einchecken. Dabei eroberten Sonja und ich einen der raren Schattenplätze und waren damit schon mal sorgenfrei bezüglich des Reifendrucks an diesem doch sehr sonnigen Tag. Der Neo war gleich zu Hause geblieben. Nach den üblichen Vorbereitungen, die vom typischen Vorwettkampf-Kribbeln im Bauch nur mühsam ablenken konnten, erfolgte um 14 Uhr endlich der Countdown am Strand – nicht ganz synchron im breit gefächerten Teilnehmerfeld, aber auf die Sekunde sollte es später nicht ankommen.

Zwar hatte Sonja die rechte Ecke des Startbereichs als ideal für den kürzesten Weg zur ersten Boje ausgewählt, und hier drängten sich auch die Favorit/innen, aber ich stellte mich auf der linken Seite auf, um möglichem Geprügel zu entgehen. Da wusste ich ja noch nicht, dass der Start ganz rechts für Lukas mit einem Foto auf der Titelseite des Tagesspiegels belohnt werden würde! Los ging es durch den unvermeidlichen Schilfgürtel, der mir im Wettkampf - anders als beim Einschwimmen - nichts ausmachte. Schnell hatte ich vor mir einen Schwimmer im schwarzen Einteiler als Wasserschattengeber auserkoren und konnte mich so ohne zu viele Zusatzmeter über die erste von zwei Schwimmrunden ziehen lassen. Dabei musste ich schon mal feststellen, dass auch im noch etwas kühleren Wasser das Gehirn im Wettkampf verlangsamt arbeitet.

 Titelseite des "Tagesspiegel" vom Montag

Beim Orientieren nach rechts und links stellte ich fest, dass erstaunlich viele Schwimmer/innen so neckische weiß-neonfarbige Badekappen trugen - bis mir wieder einfiel, dass auch ich so ein Ding auf dem Kopf habe. Auf der zweiten Runde zog allmählich ein Teilnehmer mit gleichmäßigerem Rhythmus und saubererer Beinarbeit vorbei, und ich beschloss, mir diesen leichter zu haltenden Wasserschatten nicht entgehen zu lassen, was mit weiteren Sekunden Zeitersparnis belohnt wurde. Auch vorne im Feld schien es gut zu laufen - Sonja und Lukas kamen an Platz 3 und 5 aus dem Wasser, und erst Sonja und dann auch Domenic als Staffel-Radfahrer übernahmen auf der Radstrecke zeitweise die Führung im Gesamtfeld.

Als ich halbwegs entspannt den Schwimmpart zu Ende gebracht hatte und aus dem Wasser stieg, war es trotzdem schwer, in die Gänge zu kommen. Schon bei der Vorbesichtigung hatte Sonja mich darauf hingewiesen, dass die erste von ungefähr zehn Stufen rauf zur Strandpromenade etwas hoch ist. So streckte ich den bereitstehenden Helfern willig meinen Arm hin, damit sie mich da hochhieven. Der Lauf in die Wechselzone war äußerst beschwerlich - bei hohem Puls kam mir das Tempo eher schneckenmäßig vor. Franka vom DLRG Luckenwalde, die als Staffelschwimmerin längst fertig war, konnte mich mit mehreren Sätzen anfeuern, bis ich endlich mein Rad erreicht hatte.

Auf der ersten von zwei Radrunden stellte ich fest, dass ich subjektiv immer Gegenwind hatte, während Sonja hinterher behauptete, es sei die ganze Zeit Rückenwind gewesen. Einig waren wir uns immerhin, dass die rumpelige Ortsdurchfahrt und die vielen sonstigen vom Orga-Team sorgfältig markierten Hubbel und Schlaglöcher es nicht unbedingt einfacher gemacht haben. Ich habe mir sogar eine Blase am Handballen geholt, wahrscheinlich, weil ich zu lange verkrampft den Oberlenker festgehalten habe. Zudem war die Radstrecke für eine olympische Distanz auf der langen Seite, mein Tacho zeigte am Ende 45,6 km. Knapp konnte ich einen 30er Schnitt halten, für meinen Trainingszustand okay. Bei Sonja und Domenic waren es rund 5 km/h mehr. Der zweite Wechsel fiel mir etwas leichter als der erste, immerhin war ich bei 27 °C im Schatten jetzt gut auf Betriebstemperatur.

Allerdings lag die Laufstrecke fast komplett in der Sonne. Es ging auf der Uferpromenade hin und her, dreimal 3,3 Kilometer plus 100 Meter Zieleinlauf. Vorne und hinten gab es eine Getränkestation, also ca. alle 1,7 km. Meine erste Laufrunde war ich gedanklich noch etwas im Tunnel und bemerkte nur, dass es noch ziemlich voll auf der Strecke war und dass Sonja vom "1. Frau"-Fahrrad begleitet wurde. Mit einem halben Becher Wasser über den Kopf und einem Schluck für meinen Bauch wollte ich mich über die Runden retten. Die erste Runde konnte ich fast noch in den als Minimalziel gesetzten 20 Minuten absolvieren, aber dann reichte die Abkühlung einfach nicht mehr für mich aus. Ich blieb also an jeder Getränkestation stehen und kippte mir mehrere Becher über Kopf, Schultern und Nacken, bevor ich einen Schluck trinken und halbwegs erfrischt weiterlaufen konnte.

Leider kippte ich mir anfangs der dritten Runde auch eine ganze Menge Wasser in den Schuh. Es dauerte etwas, bis ich das neu aufgetretene quatschende Geräusch bei jedem zweiten Schritt analysiert hatte und mein erwärmtes Hirn die überraschende Entdeckung machte, "wenn man sich ganz viel Wasser in den Schuh kippt, ist ganz viel Wasser im Schuh". Auf der letzten Runde reichten mir die netten Helferinnen sogar gleich die Flasche zum Überkippen. Trotzdem musste ich in der zweiten und dritten Runde je eine Minute draufpacken und kam mit knapp 64 Minuten Laufzeit ins Ziel.

Noch auf der ersten Runde überholte mich Sonja am einzigen Anstieg der Laufstrecke, dem von uns so getauften "Berg". Ich konnte schon sehen, dass sie einem völlig ungefährdeten Sieg in der Frauenwertung entgegenläuft und feuerte sie entsprechend an. Hinterher beschwerte sie sich, dass sie gar nicht so schnell Abstand von mir gewinnen konnte, wie sie sich das vorgestellt hatte. Aber so ging es Vielen – auf der nachmittäglich erhitzten Asphaltpromenade war einfach für die allermeisten keine gute Laufzeit mehr drin. Immerhin konnte ich aus der Distanz noch mitbekommen, wie Sonja im Ziel frenetisch bejubelt wurde, und mir lief ein Schauer der Freude über den Rücken.

Gerade konnte ich nach meinem eigenen Zieleinlauf noch miterleben, wie sich Sonja bei der Siegerehrung die nackten Füße auf dem schwarzen Podest verbrannte, dann mussten wir schon an den Aufbruch denken, damit wir den Zug noch erwischen, der uns pünktlich fürs um 20 Uhr angesetzte Abendprogramm nach Hause bringt. Zuvor musste Domenic noch seinen Staffel-Laufpartner Jonas, der dem Team zum 6. Platz in der Staffel-Wertung verhalf, wieder in reisefähige Form bringen. Er hatte aufgrund seiner Körperlänge noch mehr unter der Hitze und der auf der Laufstrecke abgegebenen Leistung zu leiden. Mit ein paar anderen Angereisten stiegen wir schließlich am versteckt im Wald gelegenen Haltepunkt "Helenesee" in den Ein-Wagen-Zug der NEB, der uns in Frankfurt/Oder einen prima Anschluss an den RE 1 bot. Der füllte sich dann nach und nach mit immer mehr Fahrrädern, die zum Glück alle am Ostkreuz wieder mit uns ausstiegen.

Besonders hervorzuheben ist die Leistung von Max, der nach einem schnellen Schwimmen im – nach meiner Einschätzung – All-Out-Modus eine grandiose Radzeit und die bei der Wärme echt bemerkenswerte viertschnellste Laufzeit hinlegte und damit einen super 6. Platz und den Sieg in seiner AK erringen konnte – Glückwunsch!

Mein Fazit: Der Wettkampf ist super organisiert – professionell und trotzdem familiär. Alle Helfer/innen waren aufmerksam und brachten auch dem Hinterfeld große Wertschätzung entgegen. Ich wurde - wie alle Teilnehmenden - von Zuschauern und Helfern begeistert angefeuert und über die Strecke getragen. Mit der Radstrecke konnte ich mich nicht so anfreunden. Durch die Wendepunkt-Laufstrecke ist man nicht alleine und kann Abstände gut einschätzen. Bei der Siegerehrung wird kurzer Prozess gemacht, es gibt nur für alle eine Finishermedaille und eine Ehrung für das Gesamtpodium, was bei dem Format der Veranstaltung völlig okay ist.

 

1,5 - 44 - 10 km; 18 Frauen, 118 Männer, 18 Staffeln
 Pl  name                   Verein                  AK  Pl  swim   bike     run    gesamt
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  1  Sonja Bettge           Sisu Berlin             W20  1  22:07  1:22:02  47:00  2:31:10
  2  Sandy Pollack          Familie Pollack         W40  1  33:23  1:19:51  46:23  2:39:38
  3  Verena Fiorani         Z88 Berlin              W40  2  24:40  1:27:20  49:44  2:41:45
 13  Susi Bettge            Sisu Berlin             W50  3  34:51  1:37:26  63:14  3:15:31
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  1  Zoltan Senczyszyn      TSV Cottbus             M35  1  27:38  1:07:20  39:09  2:14:08
  2  Benjamin Sult          Tri-Finisher Berlin     M30  1  23:25  1:13:15  41:03  2:17:44
  3  Sebastian Schulze      KSV Ajax-Neptun Berlin  M30  2  26:02  1:13:26  40:56  2:20:24
  6  Maximilian Müller      Sisu Berlin             M20  1  27:07  1:15:34  41:39  2:24:21
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  1  Christoph Peitz/Folker Schiller/Julian Mett
                            Die drei ???                    23:51  1:15:59  39:07  2:18:57
  6  Lukas Jarius/Domenic Achterberg/Jonas Pohl
                            Sisu Berlin                     22:13  1:20:34  57:25  2:40:13
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© TriGe Sisu Berlin; 26.6.2019