Ironman Florida 6.11.2004

von Nana Hintz

Nachdem die Teilnahme in Roth diesen Sommer bei mir ein unbefriedigendes Gefühl hinterließ, beschlossen wir kurzerhand, nicht mit diesem Gefühl in die Winterpause zu gehen, sondern etwas dagegen zu unternehmen. Da wir uns noch von Roth erholen wollten und auch genug Training für eine zweiten Wettkampf einplanten, jedoch nicht die Wintermonate bei frostigen Temperaturen lange Radausfahrten in Kauf nehmen wollten, entschlossen wir uns für Florida. Mit dabei waren aus Berlin Bertram, Anja Quecke, ich und von den Friesen Thorsten Grandke, Angelika Schneller und Sarah Lorenz. Anjas Freund Detlef, der letztes Jahr dort gestartet war, kam als Unterstützung mit. Eine Woche vor dem Wettkampf ging es also per Hannes Hawaii Tours auf in den Sunshine State, der uns auch mit erfrischenden Temperaturen um die 30 °C empfing und seinem Namen alle Ehre machte.

Die Woche vor dem Wettkampf ging es darum, sich an die Temperaturen zu gewöhnen und die Beine optimal für den Wettkampf vorzubereiten. Dies taten wir mit morgendlichen Schwimmen im zunehmend welliger werdenden, jedoch warmen Golf von Mexiko (welchen Triathleten stört schon eine rote "Schwimm-Verbot"s-Flagge?), bei kurzen Radausfahrten, Golfen, Bootsausfahrt, Delphin-, Pelikan-, Alligatoren-, Rochenwatching und häufigeren Wallmart-Besuchen zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten. Bertram schwor zudem auf den Verzehr einer fünf-Pfund-Gummibärchen-Packung, während Anja Muffins buk in unserer Superküche im geräumigen und stilvoll eingerichteten Appartment mit Meeresblick.

Am Wettkampfmorgen konnten die Wetteraussichten besser fast nicht sein: glattes Meer, Sonnenschein bei 23 °C und kaum Wind. So ging es pünktlich um 7.00 Uhr mit einem Strandstart ab in die Fluten, 10 Minuten nachdem die Profis sich auf den Weg gemacht hatten, und obligatorisch, nicht zum ersten und letzten Mal, die amerikanische Nationalhymne gespielt wurde. Was folgte war in der ersten von zwei zu schwimmenden Runden mit kurzem Landgang eine Massenschlägerei mit einer Beteiligung von 2116 Personen. Nächstes Mal werde ich auf jeden Fall auch einige Trainingseinheiten in Boxen belegen, bevor ich darauf warte, dass es einen Zulassungstest für die Ironman-Teilnahme gibt. Dieser müsste auf jeden Fall das Geradeausschwimmen und eine saubere Schwimmtechnik nachweisen. Bei jedem Zug des Nachbarn einen Schlag auf den Hinterkopf zu riskieren, erschwert das Vorankommen ungemein. Ich war auch noch nie so sehr darauf bedacht, den Kopf beim Atmen so weit herum zu drehen, um möglichst wenig Schlucke von dem salzigen Nass zu nehmen. Meine überreizte Zunge brauchte zwei Stunden, um sich wieder zu beruhigen. Jedenfalls gelang es mir aufgrund Platzmangels nicht, schön durchzuziehen, weswegen die Schwimmzeit so schlecht wie noch nie für mich war und mit den 12. von 512 Plätzen bei den Frauen umso erstaunlicher.

Der Wechsel gestaltete sich äußerst kompfortabel: angefangen von der Hilfe beim Neo ausziehen (man legt sich nur auf den Rücken), dem Duschen, bis hin zum eingecremt werden mit Sonnencreme. Was folgte war ein anspruchsloser Radkurs mit Wellen, die das Wort nicht mal verdient haben, und der höchsten Erhebung in Form einer Brücke in Höhe von max. 50m. Einzig der Bodenbelag war manchmal etwas holprig und die tiefe Sitzposition (Liegelenker ohne Unterbrechung, das sollte man dann schon mal trainiert haben) machten mir etwas zu schaffen. Leider wurde sehr viel gelutscht, bei der Strecke kein Wunder, und rücksichtslos überholt, so dass man als Überholte dann darauf achten musste, den Abstand zu halten.

Das Laufen war auf einer Wendepunktstrecke mit zwei Runden auf Asphalt zu absolvieren, so dass man die ganze Zeit Ablenkung durch Gegenverkehr hatte. Und man merkte, dass man im Land des Cheerleadings war. Jeder hatte einen aufmunternden mehr oder weniger kämpferisch hervorgebrachten Spruch auf den Lippen, der wirklich aufbauend war: "You are so awesome!", "That's the way to go!", "You are so strong!", "You look beautiful!". Teilweise waren die Leute verkleidet (es war gerade Halloween vorbei) eine Familie z.B. als Familie Feuerstein. Oder sie hatten Papp-Elvis in ihre Oldtimer an der Strecke platziert oder beleuchtete, riesige, rotierende Seifenblasenorgeln. Und mal etwas anderes ist es, die letzen km in der Dämmerung bzw. im Dunkeln zu laufen, denn nur den Leuten bis 10 Stunden war ein Daylightfinish gegönnt.

Die Woche nach dem Wettkampf kurvten wir dann per Mietauto quer durch das Land und nahmen auf dem Weg die Everglades und Key West zur Erholung mit.

Ich kann nicht erklären, warum der Wettkampf so locker lief mit 22 minütiger PB-Verbesserung, trotz fehlender Trainingsmotivation (im Schnitt einmal wöchentlich 2500m Schwimmen und einmal Radeln pro Woche mit 1000km seit Juli; lediglich im Laufen war ich dank Anja etwas fleißiger, aber mehr als 10 Stunden waren im Schnitt nicht dabei.), antibiotikabehandlungsdürftiger Mittelohrentzündung mit Trainingsausfall und 40-stündigen Praktikum seit Juli. Es waren wahrscheinlich viele Faktoren: die einfache Wettkampfstrecke, die fast idealen Wetterbedingungen, die Woche Urlaub direkt davor oder der fehlende selbstauferlegte Erwartungsdruck. Auf jeden Fall geht es jetzt mit einem guten Gefühl in die Weihnachtspause. Fazit: Nächstes Mal trainiere ich gar nicht mehr.

Hier sind die Ergebnisse (Ironman Florida):


OVRPLACE TOTALTIME LASTNAME FIRSTNAME DIV DIVPLACE SWIMTIME  T1 BIKETIME  T2  RUNTIME
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  358     10:42:34   QUECKE ANJA     W30-34  7/106  1:19:02 5:54 5:23:56 3:38 3:50:06
  572     11:12:40    HINTZ MARION   W30-34 14/106  1:04:43 5:05 5:51:03 4:12 4:07:38 	
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  230     10:20:53 TESCHNER BERTRAM  M30-34 54/358  1:01:09 4:03 5:13:33 5:32 3:56:37


© TriGe Sisu Berlin; 14.11.2004, 4.12.2004