F60 Triathlon 6.9.2020

von Denise Kottwitz

Als sich in den letzten Wochen andeutete, dass es doch noch einen offiziellen Triathlonwettkampf 2020 geben könnte, entscheide ich mich für den F60 Triathlon. Einerseits gebe ich dieser doch recht kleinen Veranstaltung (maximal 250 Teilnehmer) die größten Chancen, stattfinden zu können, andererseits habe ich gute Erinnerungen an die liebevoll organisierte Premiere im letzten Jahr – die für mich mit dem dritten Platz auch ein sportlicher Erfolg war. Der Wettkampf an einem alten Tagebau mit der F60-Förderbrücke als Industriedenkmal besticht durch die tolle Kulisse und bietet einen recht fordernden Kurs vor allem durch Wind auf der Radstrecke und eine profilierte Laufrunde.

Zum Hygienekonzept gehören unter anderem Abstand und Mund-Nasen-Schutz beim Abholen der Startunterlagen und in der Wechselzone, Schwimmstart in Wellen ohne Einschwimmen und schnelle Abreise nach Zieleinlauf. Dabei stimmt mich schon im Vorhinein der fehlende Kontakt zu den anderen Athleten etwas traurig. Gerade das Teilen der Aufregung vorher und der Erlebnisse hinterher ist für mich genauso wichtig wie der Wettkampf selbst. Aber so sind nun mal die Zeiten, also teile ich meine Gefühle kontaktfrei hier in diesem Artikel und konzentriere mich auf den Sport. Dabei bereitet mir der Ausblick auf das fehlende Einschwimmen auf Grund schlechter Erfahrungen etwas Unbehagen, zudem kommt ein paar Tage vor dem Wettkampf vom Veranstalter folgende e-mail:

"Sportprominenz hat sich auch angekündigt. Zum einen gehen die Vorjahreserste Sophie Schumann, die Zweite Sandy Pollack und die Dritte Denise Kottwitz an den Start, um erneut die Entscheidung zu suchen. Bei den Männern will sich der Vorjahreserste Lukas Seifert mit den beiden Spitzensportlern Franz Löschke und Dominik Rueß messen. Das hat uns dazu bewogen, jeweils die 1. und 2. von sehr vielen Wellen zu den "Profiwellen" zu erklären und so den Wettkampf zu eröffnen."

Das passt mir ja so gar nicht! Mein Schwimmen ist zwar nicht das schlechteste, aber ganz vorn bin ich fehlplatziert. Ich hoffe also, dass sich die Ankündigung nicht bewahrheitet.

Die Anreise gestalte ich etwas knapper, da ich mir die Zeit vor dem Start nicht zu lang werden lassen will. So bin ich allein, als ich die Startunterlagen abhole – halte mich aber dennoch vorbildlich an das aufgemalte Einbahnstraßensystem. Auf dem Weg zur Wechselzone setzte ich den Helm auf dem Kopf, merke aber dort angekommen, dass ich noch meine Maske brauche. Diese lässt sich nun mal nicht über den Helm stülpen. Also Helm ab, Maske auf, Helm wieder drauf – und den kontrollierenden Blick der Kampfrichter bestanden. Der nummerierte Platz in der Wechselzone ist sehr geräumig. Während ich auspacke kommt Hannes, der einzige weitere Sisu im Starterfeld, vorbei. Er hat schon seinen Neo an und sich gesorgt, dass ich nicht antrete. Aber er stimmt mir sofort zu, dass es clever war, nicht zu zeitig da zu sein – denn die Zeit in der Wechselzone ohne große Plaudereien vor dem Start wird doch recht lang.

Als ich die Schuhe am Rad, die Laufschuhe aufgestellt, den Neo ausgepackt und die Trinkflasche platziert habe merke ich, dass ich vom Einchecken noch den Helm auf dem Kopf habe. Ist mir mit der Maske vor dem Mund gar nicht aufgefallen! Spricht für die Qualität des Helmes, nicht für die Maske. Wie vom Veranstalter angeregt, mache ich mich auf dem Platz warm – ein paar Hüpfer, Armkreisen und so weiter. Dann keimt etwas Hoffnung auf: 3 Starter gehen alle 60 Sekunden ins Wasser. Erst fallen drei Männer-Namen, für die zweite Welle auch... oh nein, ich muss doch in der dritten Welle ran.

Ich ergebe mich meinem Schicksal, also rein in die Fluten – zu schwimmen ist eine große Runde. Zumindest ist der Kaltstart kein Schock, und ich komme gut los, bin aber gleich allein, um bald darauf von einer 3er Gruppe überschwommen zu werden. Dann noch eine, und noch eine. Dann kommen nur noch einzelne vorbei, aber der Versuch einen Wasserschatten zu erhaschen misslingt – das Tempo ist mir jedes Mal zu hoch. Aber sonst schwimmt es sich herrlich, nach rechts atmend Blick in die Sonne und nach links atmend Blick auf die Förderbrücke. Je weiter die Strecke, desto mehr gleicht sich das Tempo an, und auf dem letzten Stück schaffe ich es doch noch an einer kleinen Gruppe dran zu bleiben.

Der Wechsel läuft trotz langer Abstinenz hervorragend – obwohl, das mit dem Schuhe auf dem Rad anziehen hatte ich dann am Vortag doch noch mal ausprobiert. Über eine holprige Anfahrt kommt man auf die Wendepunktstrecke, die dann dreimal zu fahren ist. Auf der Anfahrt kommt kurz Hannes vorbei, déjà vu vom letzten Jahr. Es ist auch wieder sehr windig, fährt sich aber etwas besser als im letzten Jahr, da der Wind mehr von vorn oder hinten kommt, als von der Seite. Auf der ersten Runde kommt es mir so vor, als hätten die Sportler ein breites Grinsen auf dem Gesicht: "Endlich wieder Triathlon." Auch ich bin zufrieden, vor allem weil ich bis zum Ende gleich mäßig durchfahre und auch gut die Aeroposition halten kann – denn tatsächlich habe ich in den letzten Monaten das Triathlonrad für bessere Zeiten geschont.

Nach flinkem Wechsel geht es zum Laufen. Dem Training nach müsste ich dafür am besten gerüstet sein – wenn mich nicht Schmerzen in der Hüfte in der letzten Woche ausgebremst hätten. Ja, und wenn ich vielleicht doch mal einen Koppellauf ins Training eingebaut hätte. Diese habe ich tatsächlich in diesem Jahr komplett außen vor gelassen… und bereue es auf dem ersten Teil der Laufstrecke enorm. Mit brennenden Oberschenkeln geht es los, auch noch gleich bergan, durch tiefen Sand. Außerdem merke ich erst jetzt, dass meine Füße total verkrampft sind – es war wohl kühler beim Radfahren als bemerkt. Gerade mit mir selbst beschäftigt kommt auch noch eine Gruppe mit drei Frauen an mir vorbei gelaufen. Nicht gerade motivierend. Aber die Beine werden wieder etwas lockerer, und auch die Hüfte meldet sich nicht. Trotzdem komme ich nicht auf Tempo, aber der Kampf durch die sandige und hügelige Strecke macht mir Spaß – und den lasse ich mir nicht durch einen Blick auf die Uhr nehmen.

Auf der dritten und letzten Laufrunde bin ich ziemlich allein, lediglich zwei weitere Läufer vor mir in Sichtweite und dann geht es ins Ziel. Etwa zwei Minuten später kommen noch drei Frauen ins Ziel, die dann in der Ergebnisliste wegen des versetzten Schwimmstarts noch vor mir landen. Im Abstand von 2 Minuten, 20 und 3 Sekunden(!) – ach, das wäre wirklich ein Spaß gewesen mit ihnen Seite an Seite zu kämpfen. So lande ich in diesem Jahr auf Platz 9 und brauche im nächsten Jahr gegeben falls nicht wieder vorn starten.

Im Ziel wird noch ein Finisher Foto gemacht und es gibt einen Verpflegungsbeutel. Dann geht es umgehend zum Auschecken und nach Hause. So allein im Zielbereich und dann sich direkt auf den Heimweg begeben fühlt sich irgendwie komisch an – fast als hätte man das Rennen mittendrin aufgegeben. Aber vielleicht muss man sich an diese neuen Umstände erst gewöhnen. Ich bin jedenfalls sehr dankbar, dass das Triathlon Team Senftenberg diese Veranstaltung so auf die Beine gestellt hat.

 


© TriGe Sisu Berlin; 10.9.2019