Bericht Challenge Vansbro 01.07.2023

von Denise Kottwitz

Vansbro ist ein kleiner Ort in Mittelschweden, in dem jedes Jahr das berühmte "Vansbrosimningen" stattfindet. Hierbei handelt es sich um das größte Freiwasserschwimmevent Schwedens. Mittlerweile werden eine Woche lang Wettkämpfe zwischen 200 Meter und 10 Kilometer Schwimmen angeboten. Ich war 2007 im Rahmen des schwedischen Klassikers auf der 3 km Strecke unterwegs und habe gute Erinnerungen an die herrliche Gegend. Irgendwann entdeckte ich, dass hier auch ein Triathlon veranstaltet wird, der alsbald in die Reihe der Challenge Family Rennen einzog.

In diesem Jahr klappte es endlich mit einer Teilnahme an diesem Rennen. Vor Ort ist es etwas dürftig mit Unterkünften, man kann aber direkt am Gelände campen. Beim Schwimmen damals hatte ich in einer Turnhalle übernachtet. Diesmal machen wir Urlaub am Siljansee, der nur etwa eine Stunde Fahrt entfernt ist. Da das Rennen erst um 11.00 Uhr startet und Anmeldung noch am Morgen möglich ist, lässt sich das alles gemütlich organisieren.

Auf der Startliste entdecke ich nur einen Bekannten: meinen ehemaligen Lauftrainer aus meiner Zeit in Schweden. Und siehe da: gerade angekommen und schon läuft mir Kristian über den Weg. Die Abholung der Startunterlagen ist schnell. Der Umschlag besteht lediglich aus der Startnummer, dem Transponder (als 1x Chip – kommt der hinterher in den Hausmüll?), einem Essensgutschein und jede Menge Aufkleber für Rad, Helm, Aufbewahrungsbeutel.

Auf meiner Startnummer ist die dänische Flagge gedruckt. Ich frage noch mal nach und erhalte die Antwort, dass das doch egal sei. Ich antworte, dass es schon einen Unterschied macht, ob man Deutsche oder Dänin sei – und sorge damit für viel Gelächter unter den Helfenden. In der Ergebnisliste ist die Nation dann aber richtig und ich werde nur einmal mit „Heja Danmark“ angefeuert.

Der Platz in der Wechselzone ist ausreichend groß und liebevoll mit Nummer und Namen markiert. Die Wettkampfeinweisung erfolgte online, nur was mit den Sachen für den Aufbewahrungsbeutel ist, erschließt mir nicht ganz. Einrichtung des Wechselplatzes erfolgt wie bei den meisten Triathlons (also keine Wechselbeutel), aber nur wenige haben noch eine weitere Tasche am Platz liegen (mit den Sachen, die man nicht braucht z.B. Kleidung für danach). Die Sachen kann man bei der Gepäckaufbewahrung abgeben, aber dahin führt nur ein Weg mit Kieselsteinen. Ich habe nur ein paar Badelatschen dabei. Müsste also nach der Gepäckabgabe entweder ohne Schuhe über die spitzen Steine oder vor dem Duschen noch mal in die Wechselzone. Ich lasse also meine Tasche am Platz, was aber kein Problem zu sein scheint.

Zwischen Zieleinlauf und Wechselzone liegt ein großzügiger Bereich mit Schwimmbecken, Umkleidemöglichkeiten und ausreichend Toiletten. 15 Minuten vor Start begebe ich mich ins Wasser. Ich kenne den Fluss ja schon und weiß bevor ich den Kopf untertauche, dass es gleich recht dunkel wird. Ich erschrecke trotzdem, wie trübe der Fluß ist. Dafür sind es heute angenehme 21 Grad. Ich schwimme die ca. 100 m lange Einschwimmzone Richtung Start und klettere erstmal auf einen Steg, um mir die Starts der Profi Männer und Profi Frauen anzuschauen. Beim heutigen Rennen werden auch in den Altersklassen sehr schnelle Schweden unterwegs sein, denn es werden die schwedischen Meisterschaften ausgetragen.

Ein paar Minuten später geht es für mich an den Start. Es geht flussabwärts in Richtung einer Brücke, Orientierungsbojen gibt es aber keine. Lustigerweise ist gerade Kristian neben mir, der auch nicht weiß, wohin wir denn Schwimmen sollen. Der Startschuss fällt und ich finde mich in einer Prügelei ohnegleichen wieder. Da hatte ich mich doch extra links außen einsortiert! Ich werde weggedrückt, gehauen, ausgebremst. Ich versuche wieder nach links außen zu kommen, komme aber nicht durch. Ein paar Meter weiter bin ich dann überraschenderweise rechts außen, kann endlich frei schwimmen.

Dann kommt aber schon die Wende. Um drei Bojen geht es noch mal mit etwas Körperkontakt herum, dann bin ich plötzlich fast allein unterwegs und meine Bewegungen fühlen sich wieder wie Schwimmen an. Direkt am Ufer gibt es einen Steg wo Rettungskräfte alles überwachen, von weiter oben jubeln Zuschauer. Geschwommen wird jetzt ufernah, denn es geht gegen die Strömung. Ich entdecke meinen Mann und rufe ihm kurz zu. Die letzten Meter gehen dann problemlos und gern hätte die Strecke noch länger sein können. Als ich am Ufer auf der Uhr 30 Minuten sehe, freue ich mich darüber. Später erfahre ich, dass ich hier die Altersklasse noch angeführt habe.

Der Wechsel aufs Rad läuft ohne Schwierigkeiten, es geht an den Zuschauern vorbei über eine schmale Hängebrücke (auf der Überholverbot herrscht, aber keine Abstände eingehalten werden müssen), durch ein Gewerbegebiet mit vielen Kurven und dann ist man auf dem eigentlichen Radkurs: eine Wendepunktstrecke, die 2x gefahren werden muss. Hier bietet sich ein Bilderbuchschweden: blauer Himmel mit kleinen Wölkchen, etwas Wind (an einigen exponierten Stellen auch etwas stärker), Schwedenhäuschen mit Fahnen, Pferdekoppeln, leuchtende Rapsfelder oder bunte Blumenwiesen. Hier und da haben sich Fans in den Vorgärten platziert und jubeln den Athleten zu. Die Strecke ist recht wellig und der rote Asphalt ist zwar nicht aalglatt, aber auch nicht zu grob. Insgesamt entdecke ich zwei Schlaglöcher die deutlich markiert sind. Kurven sind alle recht sanft, man muss maximal in den Wendepunkten bremsen.

Für mich läuft es ganz gut, ich schaffe den 33er Schnitt am Ende, was für mich vor 2 Jahren noch undenkbar gewesen wäre. Da war ich froh, wenn ich den 30er Schnitt geschafft hatte. Aber ich fühle mich dabei wie eine lahme Ente. Mit welcher Geschwindigkeit hier einige Frauen an mir vorbeisausen! Da kann ich nur staunen. An den Wendepunkten werden Getränke gereicht, auf der Hälfte der Strecke noch Bananen, Gels und Bars. Mehr als ausreichend. Auf der zweiten Runde wird der Wind dann deutlich stärker und ich werde immer noch permanent überholt.

Der Wechsel in die Laufschuhe ist auch mühsam. Zu langsam Rad gefahren bin ich jedenfalls nicht. Die ersten Meter sind aber auch fies über einen roten Teppich: darunter recht unebener Sand. Kristian überholt mich und feuert mich an, dann steht mein Mann jubelnd am Streckenrand. Im Abstand von ca. 30 Sekunden vor mir läuft eine Frau, ich versuche mühsam das Tempo mitzulaufen. Es geht entlang des Flusses, durch den Gewerbehof einer Holzfabrik, vorbei am Parkplatz, durch ein Wohngebiet, durch die Innenstadt vorbei an einer mit Zuschauern gefüllter Restaurantterrasse und am Supermarkt vorbei, wo sich auch Fans platziert haben. Dann gibt es eine Versorgungsstation und ein weißes Bändchen für die gelaufene Runde. Ein paar Kringel durch kleine Häuschen, eine Unterführung, ein Anstieg und vorbei an einer Gartenparty. Hier haben sich ca. 20 Fans platziert und heizen ordentlich ein.

Leicht bergab geht es Richtung Wechselzone, die Frau vor mir biegt auf eine Pinkelpause ab und lässt später ganz abreißen. Tatsächlich war sie aus meiner Altersklasse. Dann geht es auf die zweite Runde. Ich bin mit meinem Lauftempo zufrieden und während ich anfangs die Laufstrecke doof fand, fange ich sie hier an zu mögen – besonders die Fans an der Strecke. Außerdem weiß man, wo es wegen Anstiegen und Gegenwind (oh ja, der Wind ist mittlerweile echt heftig) mühsam wird und wo es gut rollt. In der dritten Laufrunde habe ich richtig Spaß! Endlich kann ich wieder überholen, deutlich langsamere die erst auf der ersten oder zweiten Runde sind, aber auch Leute mit drei Bändchen am Arm. Darunter eine Frau im leuchtgelben Triathlonanzug, die mir ein "gut gekämpft" zuruft. Ich freue mich, dass ich das Tempo auch auf der letzten Laufrunde halten kann und sammle glücklich das rote Bändchen für die vierte Runde ein.

Auf den letzten 500 Meter entdecke ich im Augenwinkel noch mal die Frau mit dem leuchtgelben Anzug. Aber es ist noch Kraft für einen Zielsprint da, das lass ich mir nicht mehr nehmen. Zum Glück, denn es war tatsächlich eine Altersklassenkonkurrentin und so habe ich mich noch auf den 4. AK Platz gekämpft. Den Halbmarathon habe ich recht entspannt in 1:50 geschafft, damit bin ich zufrieden.

Im Ziel gibt es eine sehr schöne Medaille, und man kann zwischen einem T-Shirt oder Badehandtuch wählen. Die unmittelbare Zielverpflegung ist quasi der Verpflegungsstand: Wasser, Iso, Gel, Banane, Orange – darauf habe ich nun gerade keine Lust. Zum Glück gibt es noch eine Werbestand mit alkoholfreiem Bier und Chips. Zum krönenden Abschluss gibt es eine warme open-air Dusche mit großzügigem Umkleidebereich und freier Auswahl an Duschbad, Shampoo und Conditioner. Für meinen Essensgutsschein hole ich mir noch einen leckeren Nudelsalat und mit gutem Gefühl geht es zurück ins Ferienhaus. Auf der Autofahrt überrascht uns ein starker Schauer – was für ein Glück wir heute mit trockenen 22 Grad hatten.

Fazit zu diesem Rennen: Definitiv eine Reise wert. Top organisiert, schöne Strecke und beeindruckende Konkurrenz. Und wer noch nicht genug hat: nach Zieleinlauf findet noch ein Sprinttriathlon statt, und in der ganzen folgenden Woche kann man an den angesprochenen Schwimmwettkämpfen teilnehmen.

 


© TriGe Sisu Berlin; 17.7.2023